von 'The_Khukuri_Shop'
The Khukuri Shop
Namaste und Willkommen!
Im Jahr 2004 bin ich das erste Mal nach Nepal gekommen, um meinem Traum einen Stück näher zu kommen: Schon
damals hatte ich mir vorgenommen, eine eigene Khukurischmiede aufzubauen. Der Start in ein neues Land,
eine neue Kultur, in das Zusammenleben und -arbeiten mit nepalesischen Handwerkern war für mich als
Anfangszwanziger ein Abenteuer und eine immense Herausforderung. Neben dem handwerklichen Aspekt hatte
mein Traum auch noch ein weiteres Wunschziel – und zwar direkte Entwicklungshilfe hier in Nepal zu leisten.
Nach vielem Suchen nach kundigen Schmieden, geeignetem Material für die Produktion und den Bau einer
neuen Schmiede, dem Kampf mit der (auch in Nepal sehr anspruchsvollen und zeitraubenden) Bürokratie
und auch nach Rückschlägen durch Naturkatastrophen kann ich nun mit Hilfe einer Schmiede vielen Menschen
eine gesicherte Zukunft bieten.
Bei uns werden keine Mindestlöhne gezahlt, wir bieten den Schmieden, Sattlern und Schnitzern eine gut
bezahlte Arbeit und Zukunft. The Khukuri Shop ist mehr als ein profitorientiertes Messergeschäft – es
funktioniert als ein Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekt, bei dem aber auch ich jeden Tag von der Erfahrung
der einheimischen Schmiede und von ihrer Fähigkeit lerne, mit einfachen Mitteln solide, schöne und individuelle
Handwerksprodukte zu fertigen.
Ich selbst habe schon seit meiner Kindheit einen Drang zur Handwerksarbeit gehabt und zuerst einige Jahre
in der Tischlerei eines Freundes gearbeitet (damals hatte ich noch keinen Zugang zu Esse und Amboss –
nur den Traum davon... ). Natürlich war ich auch schon als Kind mit dem ersten Schweizer Taschenmesser
vom Messer-Fieber infiziert worden. Auch ein Khukuri hatte ich schon sehr früh in den Händen, zwar nur ein
Deko-Stück von einer Geschäftsreise meines Vaters nach Nepal, das aber ausreichte, mich mit seiner Ausstrahlung
mit dem Khukuri-Virus zu infizieren, der sich bis heute nicht gelegt hat.
Was ich jedoch wirklich wollte, waren keine reinen Deko-Stücke, wie man sie in vielen Touristenläden
in der nepalesischen Hauptstadt oder bei einigen Versandhändlern findet – mir ging und geht es um
gebrauchstüchtige Khukuris, die entsprechend sorgfältig und gewissenhaft mit traditionellen Techniken
aus gutem, belastbaren Material gefertigt werden.
Daher bin ich mit meiner Familie (die ich hier gegründet habe) in Richtung Dharan/Dhankuta aufgebrochen
– der Osten Nepals ist sehr bekannt für seine guten Khukuris. Dort habe ich Kontakte
direkt zu d e n Schmieden geknüpft, die auf althergebrachte Weise arbeiten und deren Khukuris
durch traditionelle Formgebung und Dekor und das Flair eines nach alter überlieferung und Erfahrung
handgefertigten Messers sehr dekorativ sind – aber auch keine harte Anwendung scheuen.
Die herkömmlichen und bewährten Herstellungsweisen verlieren nichts von ihrer Authentizität und
vorteilhaften Wirkung auf die Produkte, wenn man die Arbeitsbedingungen der Schmiede durch vorsichtigen
Einsatz einiger moderner Werkzeuge und der einen oder anderen Maschine verbessert und außerdem beginnt,
bei der Auswahl der – weiterhin altbewährten – Materialien einen Anspruch durchzusetzen, der auch den
Wünschen des kritischen und anspruchsvollen westlichen Anwenders und Sammlers gerecht wird.
Es gelang mir, mehrere Schmiede, Holzschnitzer und Sattler für mein Projekt zu gewinnen, in Pokhara exklusiv für The Khukuri Shop
Messer herzustellen und dabei auch aus Deutschland importierte Handwerkzeuge (z.B. Feilen...) und einige wenige
Maschinen einzusetzen.
Dadurch kann ich für die Herstellung und die hohe Qualität der Materialien und Verarbeitung garantieren.
Dabei soll die nepalesische Fertigungstradition erhalten und nur soweit durch westliche moderne Handwerkskunst
ergänzt werden, daß ihre Authentizität erhalten bleibt.
So ist auch der aktuelle Blick in die Schmiede oftmals ein Blick zurück in die Vergangenheit nepalesischer
Schmiedekunst, deren Techniken seit Jahrhunderten in den Grundzügen gleich geblieben sind und in den
Schmiedefamilien von Generation zu Generation überliefert werden.
Daher wird hier auf dem Boden hockend/sitzend geschmiedet und gearbeitet, die Handwerkzeuge werden am besten
angenommen, wenn sie in ihrer Form denen der Großväter entsprechen.
Alle Klingen werden bei uns aus der freien Hand geschmiedet, anschließend werden die Klingen – wie seit
Jahrhunderten hier und in anderen Schmiedekulturen bewährt – selektiv (differentiell) in Wasser gehärtet.
Diese bewährte Fertigungsweise wird auch bei einer anderen Sparte unserer Produkte angewendet, die mir am Herzen
liegt: Wir haben eine Reihe von Khukuris und auch anderen Messerarten entwickelt, die traditionell gefertigt werden,
dabei aber in Form und Gestaltung den Anwendungsgewohnheiten westlicher Anwender näherkommen – z.B. sanft gebogene
Khukuris in Full-Tang-Bauweise mit ergonomisch günstigen Griffen ohne Griffring usw., die uns von westlichen Kennern
schon einiges Lob eingebracht haben.
Wie die meisten traditionellen Khukuris werden auch unsere aus wiederverwendetem Material hergestellt: dem
Blattfederstahl von Lastwagen. Dabei handelt es sich um einen Kohlenstoffstahl, der sich insbesondere durch
hohe Elastizität und Belastbarkeit auszeichnet. Nur auf den ersten Blick mag diese Materialwahl rückständig
und behelfsmäßig wirken – ist dies aber im Ergebnis keineswegs: Auch bei freier Wahl zwischen vielen auf dem
westlichen Markt verfügbaren Stahlsorten ist derartiger Kohlenstoffstahl für ein hochbelastbares großes
Haumesser erste Wahl. Viele anerkannte Hersteller großer besonders robuster Messer in USA stellen aus
solchem Stahl derartige Modelle her.
Auch alle anderen Materialien sollen aus der traditionellen Fertigung vertraut und dabei auch möglichst wenig
umweltbelastend sein: So wird der Naturkleber Lah verwendet, Horn und Leder werden von regionalen Schlachtern
bezogen, selbst die Holzkohle stammt von staatlichen Rodungen aus der Region – die hohe Qualität des Rohmaterials
steht beim Einkauf immer im Vordergrund.
Die letzte Qualitätskontrolle führe ich mit durch und kann so für einen hohen Standard jedes einzelnen
unserer Messer garantieren.
Ihr Arne Saß, im Mai 2008
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